Geschichte
Brauchtum
Seite 203 bis 204
Maibrauchtum und Jungenspiele in Würselen
Die Geschichte der Maibräuche und der Jungenspiele in unserer Stadt ist einige Jahrhunderte alt. Es ist jedoch nicht mehr möglich, genau festzulegen, wann genau das alles angefangen hat.
Rückblicke in die Geschichte
Heimatforscher und Historiker haben das Maibrauchtum unserer Region weit zurückverfolgt und Belege dafür gefunden, dass sich etwa im 13. und 14. Jahrhundert die Maibräuche so geändert haben, dass wir die Wurzeln unseres heutigen Brauchtums erkennen können.
Heimatforscher Dr. Oellers 1913: „Im 13. und 14. Jahrhundert trat an die Stelle des Wettkampfes zwischen Sommer und Winter etwas ganz Neues: Das Herbeiholen und Aufpflanzen des Maibaumes, der das Symbol der Fruchtbarkeit und Gesundheit darstellen sollte, und der nicht, wie es heute der Fall ist, eine hohe schlanke Tanne, sondern eine stattliche Birke war. Diese wurde feierlichst unter Gesang und Reigentänzen vom Walde herbeigeholt, mit Bändern und Blumen aufgeputzt, alsdann in Prozession von Haus zu Haus getragen und schließlich auf dem Hauptplatz des Ortes aufgepflanzt. Nach dieser feierlichen Zeremonie begannen die üblichen Spiele, an denen Jung und Alt in ausgelassener Stimmung teilnahmen.“
Dr. Schiffers, ein Historiker, nennt das Jahr 1224 als Zeitpunkt der ersten Erwähnung eines Maibaumsetzens in Aachen. Notiert hatte dies ein Mönch, dem „ein frommer und gelehrter Mann“ berichtet hatte, wie man in Aachen auf Geheiß des Pfarrers „den Baum wie auch andere Kränze hatte abhauen lassen“, der Vogt der Stadt jedoch befahl, „alsbald einen noch höheren Baum aufzurichten.“
Aachener Ratsprotokolle
Im 17. und 18. Jahrhundert läßt sich die Spur des Maibrauchtums in Aachen und Würselens Dörfern (Aachener Reich) weiterverfolgen. In einem Protokoll vom 10. 6. 1661 über die Sitzung des Aachener Rates steht:
„Meyspiel. zufolg E.E. Raths voriger Uberkömbsten sollen alle Meispiell und Dantzen uff ofnen straßen und andere exorbitantien mit schießen und Maysetzen verbotten sein, und solches sowoll in der Statt alls im gebith Aach notificirt werden unter straff von 3 goltguld.“
Das 19. Jahrhundert
Die Tradition setzte sich fort, wenn sich das Brauchtum natürlich - damals wie heute - auch wandelte. Im Heimatbuch der Stadt Würselen von 1928 erwähnt der Heimatkundler Karl Corsten zwar das Verbot des Maisingens durch preußische Beamte, kann aber mit Anekdoten belegen, dass sich die Würselener an dieses Verbot nicht hielten.
Da wurden Polizisten in die Irre geführt oder gar eingesperrt, und »unterdessen war draußen der Maibrauch vor sich gegangen, und zum Schlusse hatte man sich in Gruppen zum üblichen Eierkuchenessen mit gemütlichem Umtrunk versammelt. « In der Chronik der Bürgermeisterei Würselen finden sich ebenfalls Hinweise auf dieses alte Brauchtum, etwa 1865:
„In der Nacht vom 6ten auf den 7ten Mai hatten sich mehrere junge Leute aus verschiedenen Ortschaften der Gemeinde zusammengethan, um das altherkömmliche, in Unfug ausgeartete Mailehen Ausrufen vorzunehmen.“
Wie es früher war
Noch einmal soll Karl Corsten mit einem Teil seines Aufsatzes für das Heimatbuch der Stadt Würselen (1928) zitiert werden, in dem er die Jungenspiele (Jünglingsspiele) um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert beschreibt:
„Es erübrigt sich zum Schlusse noch, auf die Jünglingsspiele zu sprechen zu kommen, wie sie hier alter Brauch sind. Wir sind heute wieder mit Recht stolz auf die politische Einigung der verstreut liegenden Ortschaften Oppen, Haal, Drisch, Dobach, Grevenberg, Scherberg, Elchenrath, Morsbach mit all ihren interessanten Flurbezeichnungen zu einer kommunalen Verwaltungseinheit der Stadt Würselen. (Karl Corsten vergisst in dieser Aufzählung Schweilbach, Bissen und den ‚Weiler‘ Neuhaus; sicher gelten seine Ausführungen für alle Würselener Stadtteile, auf seinen Fehler sei daher hier hingewiesen. Der Autor)
Die oben genannten Dorfteile führten damals ein viel eigenwüchsigeres Leben mit traditionsgewachsener, reich-differenziert-seelischer Ausprägung. Jede Dorfschaft hatte ihr eigenes Jünglingsspiel und bildete eine Familie für sich und nur die Jugendlichen derselben hatten ein Recht, an diesem Spiel teilzunehmen. ( . . . ) Der Dorfteil Würselens, der in einem Jahre den Schützenkönig in seinen ‚Mauern‘ beherbergte, stellte ein besonderes Spiel, ‚das Königsspiel‘ auf. Während seiner Regierungszeit bildete das ‚Königsspiel‘ das Gefolge bei festlichen Anlässen. Am Sonntagmorgen der Frühkirmes aber traten alle Jungenspiele in Tätigkeit; unter den sich verirrenden Klängen einer je nach dem Vermögen der Gesellschaft mit reicher oder ärmlicher Besetzung an Instrumenten ausgestatteten ‚Blechmusik‘ zogen alle zum Zentralpunkt Würselens, der uralten Pfarrkirche zum hl. Sebastian, die mit ihrem schlanken Turme und später auch mit ihrer imposanten Kuppel, das weithin sichtbare Wahrzeichen, wenigstens der religiösen Einheit unserer Heimat bildete. Mit wehendem Banner an der Spitze, zogen der Maikönig, ein goldenes Kränzlein am Zylinder, in Begleitung des Maiknechtes und dahinter die Jungen, alle mit Strohhüten und farbigen Schärpen bekleidet, unter dem Juhu und Pritschenschlag der Pritschenmeister, die in tollsten Sprüngen vor und neben dem Zuge die Aufmerksamkeit und das Erstaunen der Zuschauer erregten, während des Hochamtes zum Gotteshause.
Die meisten ‚Jonges‘ trugen das Gedenken an den Maischatz, den man nachher im Arm unter Musikklängen durch die Straßen führen würde, in guter Erinnerung.“
Seite 205
Das derzeit bekannte älteste Bild zum Würselener Brauchtum "Jungenspiele": Schweilbacher Jungenspiel im Jahr 1893.
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Seit 1927 fand die Würselener Kirmes auf einem Platz an der unteren Neuhauser Straße statt (Aufnahme etwa um 1930).
Über die erste Kirmes auf dem neuen Platz konnte man in der Presse lesen:
„Auf der diesjährigen Salmanusmesse herrschte infolge des schönen Maiwetters flottes Leben und Treiben. Auf der Kirmes waren viele Schausteller vertreten. Man konnte allein vier Schiffsschaukeln zählen. Der neue Kirmesplatz hat sich als zweckmäßig erwiesen. Besonders die Aufstellung der Schaubuden usw. war zweckentsprechend geregelt. Sonntag war der Andrang zum Kirmesplatz sehr stark. Schätzungsweise waren 10.000 Besucher, darunter viele Auswärtige, anwesend. Bei dem starken Besuch war der Platz noch etwas klein, hoffentlich wird es der Stadtverwaltung gelingen, ihn durch einige anschließende Wiesen zu vergrößern. Verkehrsstockungen, die in früheren Jahren auf dem Lindenplatz öfters zu verzeichnen waren, traten nicht ein. Allem Anscheine nach waren die Besucher mit den Darbietungen recht zufrieden. Man konnte vernehmen, dass die Schausteller, besonders die Fahrgeschäfte, einen guten geschäftlichen Erfolg erzielt hatten. Auch die Wirtschaften und Tanzsäle waren überfüllt. Viele Auswärtige besuchten am Sonntag das feierliche Hochamt zu Ehren des hl. Bekenners Salmanus. Rektor i. R. Phlips hat über das Leben des Heiligen eine kleine Schrift herausgegeben.“
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Industrie, Gewerbe, Handwerk und Landwirtschaft
Seite 161
Im Folgenden wird ein Text zitiert, den der Postmeister Kreutz in den dreißiger Jahren schrieb. Er hat eine Chronik geschrieben, die natürlich nicht nach heutigen Maßstäben zu messen ist, also keinen wissenschaftlichen Charakter hat.
Es ist vielmehr der Text eines an der Heimatgeschichte interessierten Würselener Bürgers, der hier in seinem Abschnitt „Wirtschaft, Industrie, Gewerbe“ wiedergegeben werden soll: „Früher waren Ackerbau und Viehzucht die Hauptbeschäftigung und der Haupterwerbszweig der Bewohner. Dazu wurden Nebenzweige der Landwirtschaft wie Bienenzucht betrieben. Durch das Aufblühen der Industrie in den letzten 50 Jahren (1880 bis 1930 sind gemeint) ist die Landwirtschaft als Erwerbszweig an die zweite Stelle gerückt. In früherer Zeit war der Wurmfluss von Bedeutung für das Gewerbe. Er entspringt im Aachener Wald und tritt in das Gebiet von Würselen von Süden her durch die Wurmbenden ein. Hier hat er die vormals bestehenden zwei Getreidemühlen, die Wolfsfurthermühle (später Tuchfabrik) und die Adamsmühle, außerdem sechs Kupfermühlen sowie ein Pumpwerk der Kohlengrube getrieben. Wie bedeutend der Kupferhandel früher hier war, erhellt daraus, dass 1732 die Würselener Kupferschläger eine mitgliederreiche Bruderschaft und Unterstützungskasse gründen konnten. Auch die Nadler hatten im Quartier Würselen ihre eigene Bruderschaft. Neben Kupferhandel und Nadelfabrikation blühte das Gewerbe der Tuchmacher. Auch waren die Würselener Pflasterer bekannt und gesucht. Von der einst hier blühenden Gewehrfabrikation ist längst keine Spur mehr vorhanden. An ihre Stelle ist das Nadlergewerbe getreten, das heute noch etwa 200 Arbeiter beschäftigt.
Ältester Steinkohlebergbau Europas
Die reichen Bodenschätze an Kohle gaben im Wurmbezirk schon frühzeitig Anlass zu berg-baulicher Tätigkeit. Der Steinkohlenbergbau in unserer Gegend ist wohl der älteste in Europa. Der systematische Abbau der Kohle im Wurmbezirk ist schon im 14. Jahrhundert - etwa 1353 - nachweisbar. Im Jahre 1602 sind im Gebiet von Würselen folgende Gruben erwähnt: Schluffert in Scherberg, die gut Ley (jetzige Grube Gouley) und „Gesellen des stoinen Crütz“.
Nach dem damaligen landesherrlichen Recht galt als Eigentümer der Kohlen der Eigentümer der Erdoberfläche, unter der sie lagerten. Trat der Grundeigentümer das Abbaurecht einem anderen ab, so musste dieser ihm eine laufende Entschädigung, den Erbpfennig, zahlen, d. h. einen bestimmten v.H.-Satz der Bruttoeinnahme. Das Hoheitsrecht über die Kohlengruben in Würselen und Morsbach hatte die Stadt Aachen, die für die Ausbeute die Genehmigung erteilte und dafür eine Gebühr - die Maipacht - erhob.
Die Kohlenförderung mit den damals bekannten einfachen Mitteln war mühsam und kostspielig.
Die Förderung erfolgte in Kübeln mittels Pferdeförderhaspel. Die Magerkohlen wurden in Säcken auf Pferden bis nach Düren, Eupen und Monschau gebracht. Führer und Pferd hießen im Volksmunde „Kohlegidse“. Im 18. Jahrhundert begann das Kapital, sich für die Kohlen zu interessieren. Die Kleinbetriebe verschwanden. Mit Hilfe des Kapitals und der Dampfkraft blühten die Gruben auf. Im Jahre 1805 hatten die Familien Wültgens und Englerth in Eschweiler den gesamten Abbau im Wurmbezirk in ihre Hand gebracht. Sie wandelten den Betrieb im Jahre 1834 in eine Aktiengesellschaft - den Eschweiler Bergwerksverein - um, der noch heute im Besitz fast des gesamten Steinkohlenbergbaues im Wurmbezirk ist. Aus den kleinen Anfängen einer Familiengründung hat sich der Eschweiler Bergwerksverein durch zähe, tatkräftige und weitblickende Arbeit seiner Gründer zu einem der größten Industrieunternehmen des Rheinlandes entwickelt, durch das von den 195.000 Einwohnern des Landkreises Aachen etwa 42.000 Arbeit und Brot haben. Davon entfallen auf die Stadt Würselen rund 10.000.
Zigarren aus Würselen
Eine gute Entwicklung hatte auch die Zigarrenherstellung zu verzeichnen. Eine große Anzahl der Einwohner fand in den Zigarrenfabriken in Würselen und Aachen Arbeit und Brot. Allein in den beiden größten Zigarrenfabriken in Würselen - Gebr. Philips und Schnorrenberg - waren bis zum Weltkriege über 300 Arbeiter beschäftigt. Leider ist das anders geworden. Der Betrieb Schnorrenberg ist ganz eingegangen, der von Gebr. Philips hat nur noch geringe Bedeutung. Durch den Verlust der Kreise Eupen und Malmedy ging den Werken ein großer Teil der Kundschaft verloren; die nach dem Kriege einsetzende und anhaltende Verschlechterung der Wirtschaftslage brachte den völligen Stillstand. Jetzt bestehen nur noch kleinere Betriebe. Eine Scheinblüte lebte um 1920 nochmals auf. Neben den beiden größeren Fabriken taten sich etwa 200 kleinere und kleinste Betriebe auf, die aber eine nur kurze Lebensdauer hatten und fast alle eingegangen sind.
Deutschlands erste Ammoniaksodafabrik
Von großer Bedeutung für das Erwerbsleben in Würselen war die 1871 gegründete Chemische Fabrik Honigmann, die vor dem Kriege über 500 Arbeiter beschäftigte. Das Unternehmen ging im Jahre 1912 durch Kauf für 17 Millionen Mark an die Deutsche Solvaywerke AG in Bernburg über. Der Kauf soll damals zu dem Zwecke erfolgt sein, die unbequeme Konkurrenz des Werkes auszuschalten. Der Betrieb wurde noch bis 1930 mit 200 Arbeitern weitergeführt. Dann erfolgte die Stillegung, für die als Grund „schlechte Wirtschaftslage und das Fehlen eines Wasserweges“ angegeben wurde. Namentlich das Fehlen des Wasserweges hat die Stilllegung herbeigeführt, weil die Herbeischaffung der Rohstoffe gegenüber den anderen Werken zu hohe Kosten verursachte. Über Absatzmangel hat die Firma in Würselen aber auch bei Einrechnung der hohen Zufuhrkosten nie zu klagen gehabt, weil die Ware wegen ihrer guten Beschaffenheit immer reichlich Abnehmer fand. Nach der Stilllegung hat die Firma ihre anderen Niederlassungen, bei denen Wasserweg und Rohstoffe vorhanden oder in der Nähe waren, entsprechend vergrößert. Anzuerkennen ist, dass die Firma die brotlos gewordenen Arbeiter in vorbildlicher Weise abgefunden hat.
Nun sind die weitläufigen Fabrikanlagen und die hohen Kamine niedergelegt. Von der einst so blühenden Industrieanlage sind der Stadt Würselen nur die weithin sichtbaren weißen Schlackenberge geblieben.
Wirtschaftskrise
In den Jahren 1929 und 1930 machte sich die Verschlechterung der Wirtschaftslage, die schon vorher eingesetzt hatte, empfindlich bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen stieg fortgesetzt, auch durch Stilllegung Aachener Betriebe. Aachen beschäftigte immer 1.800 Würselener Arbeiter. Die Grube Gouley musste monatlich 2 bis 3 Feierschichten einlegen. Auch wirkte der wiederholte Abbau der Löhne und Gehälter ungünstig auf die Kaufkraft ein, so dass Handel und Gewerbe empfindlich zurückgingen. Soweit der Bericht von Postmeister Kreutz. Wenn auch heute bekannt ist, dass der Kohleabbau bis ins 12. Jahrhundert zurückzuverfolgen ist, kann man dennoch davon ausgehen, dass die anderen Angaben, die der Chronist machte, zutreffend sind.
Seite 166 - Bild unten
1969, kurz vor dem Abriss: Zigarrenfabrik Bischoff (ehem. Philips) an der Haaler Straße.
Seite 167
Auch dieses Gebäude existiert nicht mehr: ehemalige Zigarrenfabrik W. Schopen in der Bahnhofstraße (1921).
Seite 168 -
KarteFabrikgebäude der Firma Singer 1935 (früher Zigarrenfabrik Zimmermann).
Seite 170
Die ehemalige Nadelfabrik Gebr. Queck, 1872 gegründet, in ihrem baulichen Zustand 1921.
Seite 173 -
Karte1871 war die Chemische Fabrik Honigmann gegründet worden, die erste deutsche Ammoniaksodafabrik, die später bis zu 500 Arbeiter beschäftigte. 1912 wurde das Unternehmen an die Deutsche Solvaywerke AG verkauft. 1928/1929 fanden immer noch bis zu 200 Arbeiter und Angestellte dort eine Beschäftigung, dann wurde der Betrieb stillgelegt.
Bis heute lagern Rückstände dieser Industrie bei Teuterhof im Wurmtal und in der Innenstadt rechts und links der Elchenrather Straße. Das Bild zeigt den Betrieb um 1920.
Seite 174 -
Karte1935 wurden die Solvaywerke schließlich abgerissen und die Schornsteine gesprengt.
Seite 177 -
KarteTuchfabrik Wolfsfurth. Nach über 100 Jahren Produktion wurde 1927 der Betrieb eingestellt.
Seite 181 - oben -
KarteDas Feld der Grube Teut erhielt 1851 eine neue Konzession. Die »Neue Teut« wurde gebaut etwa an der jetzigen Kreuzung Teutstraße/Martin-LutherKing Straße. 1880 wurde diese neue »Teut« im Foto festgehalten.
Seite 181 - unten - Die Fa. Recker existiert nicht mehr. Heute steht dort eine Einkaufs-Mall. -
KarteAuf dem Gelände der heutigen Reckerwerke errichtete der Stolberger Freiherr von der Goltz 1840/1841 die Königsgrube, die 1852 - bereits in anderem Besitz - zunächst stillgelegt wurde. 1864 wurde der Betrieb wieder aufgenommen, das Bild zeigt die Grube 1880. Später wurden die Felder der Würselener Gruben von Gouley aus weiter abgebaut.
Seite 183
KarteBlick auf das Zechenhaus und die Gesamtanlage der Grube Gouley. Dieses Foto entstand bei einem Fotowettbewerb der Stadt Würselen 1958, also 11 Jahre vor der Schließung der Zeche.
Seite 184
Das alte Casino in Morsbach (Aufnahme von 1970) bot lange Zeit den Kumpels ein Heim. Das Gebäude sollte schließlich ein Jungendzentrum werden, doch der schlechte bauliche Zustand machte den Abriss unumgänglich.
Seite 186 - oben -
KarteGrube Furth
Seite 186 - unten - Grube Furth -
KarteBardenberg war eine Zeit Mittelpunkt des Kohlebergbaues im Wurmrevier, Sitz der Wurmknappschaft, der Bergschule und des Knappschaftskrankenhauses.
Eine von mehreren Gruben war die Grube Furth, der 1769 das Bergwerksrecht verliehen wurde und die 1883/1884 stillgelegt wurde.
Berühmt war diese Grube durch die Fahrkunst. Diese, angetrieben durch ein Wasserrad und durch Transmissionsstangen über ein am Gebäude eingebautes Kunstkreuz in die senkrechte Richtung übertragen, ermöglichte das Ein- und Ausfahren der Bergleute. Die Verankerungsstelle des Kunstkreuzes am Haus ist auf dem unteren Foto noch deutlich zu sehen (im Giebel).
Seite 187
Das »Ziegelwerk« Rahser findet sich bereits auf dem Stadtplan von 1905, und zwar an der Oppener Straße. Geschichtswissenschaftler schließen nicht aus, dass bereits in römischer Zeit dieses Handwerk in Würselen vorhanden war. Der Name „Kaninsberg“ wird von dem lateinischen Wort caminus hergeleitet, etwa mit Ofen, Feuerstätte zu übersetzen, vielleicht also Ziegelbrennerei bedeutend. Übriggeblieben ist der Name »Rahser« für ein Neubaugebiet neben der Oppener Straße, wo 1961 die Ziegelei abgerissen worden war. Bürger aus Oppen gründeten wenig später einen Karnevalsverein, die »Sejjelbäcker« (Ziegelbäcker), so dass eine alte Würselener Berufsbezeichnung in einem Vereinsnamen weiterlebt.
Seite 190 -
KarteWirtschaftsgebäude des Konsumvereins Eintracht an der Friedrichstraße im Jahre 1921.
Seite 193 -
KarteDie Konsum-Genossenschaft Eintracht verfügte über einen imponierenden Fuhrpark (um 1930).
Seite 194 - heute Sägewerk Eigelshoven - Das Gebäude der Mühle wurde 2011 gesprengt. -
KarteSt. Salmanusmühle um das Jahr 1939. Das Futtersilo wurde unmittelbar vor Kriegsbeginn erbaut.
Seite 197 -
KarteDieses Luftbild aus dem Jahre 1938 zeigt das Haus und den Hof Delahaye, erbaut 1775, mit dem zugehörigen Hof und Obstwiesen.
Seite 199
Hof Willms in Vorweiden, 1773 erbaut als »Quember-Hof«, das Bild stammt auch aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg.
Seite 200 - Landeplatz Merzbrück -
KarteIm 1. Weltkrieg als Feldflughafen angelegt, beschlagnahmte nach dessen Ende zunächst die belgische Armee »Merzbrück« und baute dort einen Militärflughafen.
Bis zum 29. Juni 1930 sollte es schließlich dauern, ehe Merzbrück als Flugplatz unter deutscher Regie eingeweiht wurde. Das Bild zeigt Merzbrück vor dem 2. Weltkrieg.
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Kirchliches Leben
Seite 123 -
KarteMarkt mit Kirche St. Sebastian um 1920
Seite 124 -
KarteAuf dem Flohmarkt von Paris entdeckt: eine Ansichtskarte von St. Sebastian, durch einen Besatzungssoldaten nach Hause geschickt am 27. Dezember 1918.
Seite 128 -
KarteFür den Bau des Jugendheims St. Sebastian musste lange gesammelt werden. Als es fertiggestellt war, gab es vom 14. bis 16. August 1926 Werbetage. Aus diesem Anlass entstand auch die Pyramide der Armada Sportabteilung.
Seite 132 -
KarteDer Scherberger Kirchenbauverein sammelte bereits nach 1908 Spenden für den Bau einer Kirche. Etwa um diese Zeit wurde auch diese Ansichtskarte aufgelegt, deren Erlös in die Kasse kam.
Seite 133 -
KarteSt. Marien in Scherberg Ende der 20er Jahre. Zwar war 1908 ein Kirchenbauverein in Scherberg gegründet worden, doch aus mancherlei Gründen verzögerte sich der Bau der Kirche. 1925 wurde schließlich der Grundstein gelegt, und 1926 konnte die Marienkirche eingeweiht werden.
Seite 135 -
KarteSt. Balbina um 1920; 1865 wurde mit dem Bau einer Kirche in Morsbach begonnen, die Pläne stammten von Baumeister Burkart.
Die Kirche – 1867 fertiggestellt - gehörte zunächst weiterhin zur Pfarre St. Sebastian. Im Jahre 1903 besaß St. Balbina alle Pfarrechte.
Seite 138 -
KarteKreisbaumeister van Kann persönlich unterzeichnete die baupolizeiliche Überprüfung der Pläne für die Pleyer Kapelle, als 1899 mit dem Bau begonnen werden sollte. Noch im gleichen Jahr wurde der Rohbau fertig.
Seite 139 -
KarteAm 4. 11. 1900 wurde die dem hl. Antonius von Padua geweihte Kapelle in Pley von Kaplan Friedrichs eingeweiht, der den Pfarrer Dörnemann vertrat.
„Zu dem feierlichen Akte hatten sich viele Einwohner der Gemeinde Bardenberg eingefunden“, notierte die Presse. Pater Arsenius von den Franziskanerbrüdern zu Bleyerheide hielt eine Ansprache zu dem Kreuzweg in der Kapelle, dessen Bilder eine Stiftung waren, dessen Kreuze die Patres erstellt hatten.
Seite 140 - links oben
Seite 140 - rechts oben
Links die alte Bardenberger Kirche (bis 1914), rechts das Anwesen des Sägewerkbesitzers Kreutzer, das früher an der Heidestraße lag und wegen seiner aufwendigen Bauart bei den Bardenbergern nur die „Villa“ hieß.
Seite 140 - unten
1818 bis 1824 wurde nach den Plänen des Aachener Landesbauinspektors Johann Peter Cremer Bardenbergs Kirche St. Peter und Paul dort neu errichtet, wo schon früher die dörfliche Kirche gestanden hatte. 90 Jahre später wurde diese Kirche, hier im Bild noch dargestellt, durch eine neue Kirche ersetzt.
Seite 141
Der Neubau von St. Peter und Paul wurde, wie bei so viel anderen kirchlichen Bauten auch, teilweise aus Spenden finanziert. „Baustein-Ansichtskarte“ etwa 1914.
Seite 142
Aus einem Zeitungsartikel zum Kirchenbau St. Peter und Paul („Echo der Gegenwart“ Nr. 127 vom 1. Juni 1926):
„Bardenberg, 28. Mai. Am Sonntag, den 6. Juni, wird Herr Weihbischof Dr. Sträter die hiesige Pfarrkirche, die nach den Plänen des Herrn Kreisbaurats van Kann errichtet ist, einweihen. Um 8 Uhr wird der hochwürdigste Herr am Kreuz der Grindelstraße empfangen. Aus diesem Anlass sei eine kurze Übersicht über den Werdegang der Kirche gegeben:
Am 7. Januar 1914 wurde mit dem Abbruch des Turmes und eines Teiles des Chores der alten Kirche begonnen. Als am Peter und Pauls-Feste desselben Jahres der Grundstein gelegt wurde, kam die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers, die den Krieg in nahe Aussicht stellte. Unvergesslich bleibt der Samstagnachmittag, an welchem durch das Anschlagen der Glocken, die damals im Glockenstuhl zu Füßen der alten Kirche standen, die Mobilmachung zum Kriege angekündigt wurde. Am folgenden Montag ruhte der Bau, da der Polier und zwei Brüder des Unternehmers Käfer einberufen waren. Glücklicherweise wurde aber der Weiterbau beschlossen, sonst hätten wir, wie es leider so manchen Gemeinden ergangen ist, heute nur wertlose Kriegsanleihen in Händen.
Am Peter und Pauls-Feste des Jahres 1915 wurde der erste Teil des Baues, Kreuz und Chor, vom verstorbenen Herrn Dechant Brandt eingesegnet. Morgens wurde zum letzten Male in der alten Kirche das Hl. Messopfer dargebracht und nachmittags wurde das Allerheiligste Sakrament in feierlicher Prozession in den neuen Teil der Kirche übertragen.
Nun begann man mit dem vollständigen Abbruch der alten Kirche. Die Arbeiten wurden immer schwieriger, besonders 1916, als der Unternehmer auch eingezogen wurde und kurz darauf den Heldentod starb. Die Zahl der Arbeiter wurde immer kleiner, bis zuletzt der im ganzen Orte bekannte „alte Nikla“ noch die Hauptarbeitskraft war.
Weihnachten 1916 konnte der zweite Hauptteil der Kirche benutzt werden, wenn auch der Belag noch fehlte und die Verputzarbeiten noch nicht beendet waren. Der Turm war damals bis zur Dachhöhe aufgeführt. Nun ruhte der Bau, der durch die Opferwilligkeit der Pfarrgemeinde damals bereits ganz bezahlt war. 1921 wurde die Glockenetage des Turmes durch die Baufirma Hubert Schwartz aus Würselen aufgeführt, und 1922 wurde ihr der Helm aufgesetzt, der ursprünglich höher geplant, aber in der trostlosen Zeit, wo alles einem unergründlichen Abgrund entgegeneilte, leider niedriger errichtet wurde.
1923 hielten die drei neuen Glocken ihren Einzug, die dank der Spenden der in Holland arbeitenden Bergleute und der Geschenke aus Amerika zum heutigen Preise von ca. 700 Mark beschafft werden konnten. Durch elektrischen Antrieb, hergestellt von der Firma Schöner aus Würselen, werden sie geläutet.
Reichlich sind auch die Gaben für die innere Ausstattung geflossen und fließen auch heute noch immerfort, so dass der größte Teil der Bänke, sowie Hochaltar, Altar des Hl. Joseph, Kanzel und Kommunionbank neu beschafft werden konnten. So kann die Pfarrgemeinde Bardenberg auf ihre herrliche Kirche stolz sein, die, wie das andere Wahrzeichen Bardenbergs, der Wasserturm, auf der Höhe liegend emporragt und weit ins Land schaut, und mit Recht sich freuen über das Werk, das sie mit großer Opferwilligkeit und Einigkeit geschaffen hat. Das Hauptverdienst an dem Zustandekommen dieses Werkes fällt Herrn Pfarrer Hesseler zu, der rastlos in den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren gearbeitet und die neue Pfarrkirche zu Pracht und Ansehen gebracht hat.“
Seite 143 -
KarteSt. Peter und Paul 1926
Seite 146 -
KarteFronleichnamsprozession um 1910 vor St. Peter und Paul, im Vordergrund der Marianische Jünglingsverein.
Seite 147
Das alte Küsterhaus neben St. Peter und Paul diente auch als Schule.
Seite 148
Pfarrheim St. Lucia, Weiden, vor der Zerstörung 1944.
Seite 149 -
KarteDie Kapelle in Weiden gehörte im 16. Jahrhundert zur Pfarre Broich, obwohl Broich damals auf Jülicher Gebiet lag, während Weiden zum Aachener Reich gehörte.
Die alte Kapelle wurde bei der Pfarrerhebung durch einen schlichten Ziegelbau ersetzt. Etwas südlich dieser nicht mehr bestehenden Kirche wurde 1902 bis 1904 nach den Plänen des Kölner Architekten Th. Roß ein Neubau errichtet. Nach der Kriegszerstörung erhielt der mächtige Turm beim Wiederaufbau keine Haube.
Das Bild zeigt St. Lucia kurz nach dem Neubau, also nach 1904.
Seite 153 -
KarteLange zurückverfolgen kann man die Geschichte der evangelischen Christen in Vorweiden. Vermutlich seit 1578 gab es ein Predigthaus, das 1840 abgerissen wurde.
An anderer Stelle wurde 1847 bis 1849 ein neuer Bau errichtet, entworfen von Johann Peter Cremer, eine in sich geschlossene Anlage mit Kirche, Schule, Pfarrer- und Lehrerwohnung.
Seite 154 -
KarteSchule und Kirche in Euchen etwa um 1870; schon in früheren Jahrhunderten wird die Euchener Kapelle erwähnt, und bis 1809 wurde der Friedhof in Euchen für alle Broicher Ortschaften genutzt. Im 19. Jahrhundert war die Kirche in Broich Pfarrkirche, Euchen war Kapelle in der Pfarre Broich. 1855 erhielten die Euchener eine eigene Vermögensverwaltung, am 7. 5. 1905 wurde St. Willibrord zur Pfarrkirche erhoben.
Seite 157 -
KarteKirche und Missionshaus Broich um 1910.
Seite 158 - Lindenplatz 3
KarteLindenplatz mit Synagoge um 1920; bereits die Chronik der Bürgermeisterei Würselen aus dem 19. Jahrhundert berichtete über dieses Bauwerk:
„Zu Bissen wurde von den hier und in den benachbarten Gemeinden wohnenden Israeliten ein Bethaus und eine Schule eingerichtet. Die Kosten sowie die Besoldung des anzustellenden Lehrers wurden von den Israeliten selbst aufgebracht.“
Im 20. Jahrhundert wurde die Synagoge kaum noch genutzt, letztmalig zum 70jährigen Bestehen im Jahre 1927.
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Bahn und Post
Seite 111 und 112
Die Entwicklung der Postverhältnisse
Bis zur zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden Briefe nicht etwa in die Häuser zugestellt, sondern in Briefsammlungsstellen hinterlegt. Eine derartige Stelle wurde 1823 für die Gemeinde Würselen in der Wirtschaft Krings in Grevenberg eingerichtet. Diese Gaststätte trägt übrigens noch heute den Namen „Kringshäuschen“.
Dort legte der Briefträger, aus Aachen kommend, die für Würselen bestimmte Post nieder und nahm Postsendungen, die dort zur Weiterbeförderung abgegeben worden waren, mit.
Zweimal wöchentlich, mittwochs und samstags, war dies der Fall. Schenkwirt Krings behielt die Briefsammlungsstelle auch, als später die Postsendungen den Empfängern zugestellt wurden.
Grevenberg und Vorweiden
Grevenberg und Vorweiden waren zu dieser Zeit Postbezirke. Zu Grevenberg zählten Orte, Wohnplätze und Höfe wie Morsbach, Schweilbach, Scherberg, Kaisersruh, Neuhaus, Birk, Grindel, Bardenberg, Adamsmühle etc. Zum Bezirk Vorweiden gehörten die Broicher und Weidener Dörfer sowie Elchenrath, Bissen, Würselen, Driesch und Oppen.
Bei solch großen Bezirken fragt man sich, wie der Briefträger die Zustellung schaffte. Aus der Überlieferung wissen wir, dass der Postbote in die Schulen ging und den Kindern die für die Eltern, Nachbarn usw. bestimmten Briefe mitgab.
Im Jahr 1865 stellte Bürgermeister Quadflieg bei der Behörde für die Gemeinde Würselen den Antrag auf Errichtung einer Postagentur, da zwei neue Gruben, Teut und Königsgrube, in Betrieb genommen worden seien. Dieser Antrag wurde zunächst abgelehnt.
Postagentur Grevenberg
Am 16. Februar 1872 war es dann doch so weit. Grevenberg wurde offiziell Postagentur, die Bezirke wurden neu eingeteilt, und Elchenrath, Bissen, Würselen, Oppen und Driesch wurden der Grevenberger Agentur zugeteilt, neben den Orten, die schon früher dazu zählten.
Erster Postagent war der Wachslichtfabrikant Franz Schefer aus Elchenrath, die Agentur befand sich im Hause Aachener Straße 14.
1878 erhielt Grevenberg eine Telegrafenbetriebsstelle. 1879 übernahm der Landbriefträger Deutz aus Aachen die Agentur, damals im Gemündschen Haus (jetzt Krefelder Straße 2).
Schon 1881 folgte ein erneuter Wechsel zu Johann Josef Krings (Kringshäuschen), dann 1887 zu Gastwirt Josef Göttgens (heute Parkhotel).
Postagentur Würselen
Das Geschäft wurde immer lebhafter, vor allem nach der Eröffnung der Bahnlinie Aachen -Jülich 1882 war die Arbeit in Grevenberg alleine kaum noch durchführbar.
Zur Entlastung richtete man daher am 1. März 1886 in Würselen eine Postagentur ein, zunächst im Hause des Gastwirts Johann Bükken (Markt 3), ab 1888 beim Gastwirt Nikolaus Cornely, Markt 8. Zum Zustellbereich gehörten zunächst Würselen und Driesch, ab 1890 auch Bissen, Haal und Oppen.
Das Postamt in Vorweiden wurde als Überweisungspostanstalt für Würselen bestimmt, und 1887 erhielt die Agentur auch den Telegrafenbetrieb.
Grevenberg und Würselen werden Postamt
Mitte 1889 wurde die Agentur Grevenberg in ein Postamt umgewandelt, Vorsteher war Postverwalter Holz. Das Amt wurde nacheinander in den Häusern Aachener Straße 10 (jetzt Brepols), Kaiserstraße 132 (jetzt Posthotel) und Morsbacher Straße 13 (nachher Progymnasium) untergebracht.
1895 wurde dann auch Würselen Postamt, zunächst noch bei Cornely, dann in der Gaststätte Lennartz (jetzt Neuhauser Straße 5). Postverwalter war zunächst Herr Hoever (1895 bis 1897), später Herr Heinen (1897 bis 1922).
Nur noch ein Postamt, Telefon und Rundfunk
Zwei Postämter im Abstand von nur ca. einem Kilometer, das wurde der Reichspost zu viel, und es wurde beschlossen, das Postamt Grevenberg aufzulösen und die Dienste in Würselen zu koppeln. Am 1. Oktober 1901 wurde ein neues Postamt eingerichtet, und zwar in dem vom Bauunternehmer Josef Kahlen (Kaiserstraße 43) errichteten Mietpostgebäude.
1905 wurde die Fernsprech-Vermittlungsstelle Würselen mit zunächst 6 Teilnehmern in Betrieb genommen, 1910 waren es erst 34 Teilnehmer. 1914 wird die Errichtung eines Postamtes in Bardenberg abgelehnt.
Im Juni 1928 schließlich wird das neue und größere Postamt am Lindenplatz bezogen, das auch heute noch in Funktion ist. Gleichzeitig wurde der Handbetrieb beim Fernsprechdienst durch den Wählbetrieb ersetzt. Immerhin gab es zu diesem Zeitpunkt bereits ca. 300 Teilnehmer.
Zum Ortsbereich Würselen zählen 1928 die Orte Bardenberg, Birk, Broich, Esel, Euchen, Haarenheidchen, Linden, Neusen, Merzbrück, Verlautenheide, Vorweiden und Weiden.
Das Postamt unterhielt auch eine Rundfunk-Entstörungsstelle. Waren es 1925 nur 21 Rundfunkteilnehmer, so kletterte die Zahl im Jahre 1932 auf über 1000 Teilnehmer. Vorsteher des Postamtes war seit 1922 Herr Kreutz.
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KarteAm 9. Juni 1928 konnte das neue Postgebäude am Lindenplatz bezogen werden. Die Stadt hatte das Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Gebäude dient auch heute noch seinem damaligen Zweck.
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KarteDer Bau der Eisenbahnstrecke Würselen - Kohlscheid machte ein Brückenbauwerk erforderlich. An Teuterhof errichtete man 1891 den Viadukt, dessen Entstehung man hier sieht. 1892 wurde die Brücke fertig.
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KarteDie Eisenbahnbrücke an Teuterhof wurde keine 100 Jahre alt. 1892 in Betrieb genommen, erfolgte im Januar 1967 die Sprengung. Der Viadukt war im Weg, als die Wurmbrücke und die Straße verbreitert werden sollten.
Seite 116 - unteres Bild - Die Kartenposition ist eine grobe Annahme. -
KarteWürselens Nordbahnhof an der Grube Gouley. Mit der Schließung der Zeche verlor er seine Bedeutung. Das Bild entstand 1962. Die Gebäude wurden abgerissen.
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KarteWürselens Bahnhof um 1920 und ein Ausschnitt aus einem Fahrplan von 1909. Die Endstation Aachen - Nord hieß früher Aachen Cölntor (Repro: W. Wennmacher).
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KarteWürselens Bahnbeamte vor einer Lokomotive im Würselener „Hauptbahnhof“, aufgenommen Anfang der dreißiger Jahre.
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Am 30. Mai 1980 fuhr der letzte Schienenbus von Aachen-Nord nach Jülich und zurück. Die Bahnstrecke wurde stillgelegt.
Die Strecke Aachen - Würselen Mariagrube - Hoengen war 1875 gebaut worden, die Verlängerung Hoengen - Jülich 1882.Markt mit Kirche St. Sebastian um 1920.
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Kindergärten, Schulen und soziale Einrichtungen
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Kloster „Maria Hilf“ in Weiden. Im „Handbuch der Erzdiözese Cöln“ von 1905 wird dieses Kloster bereits erwähnt. Zu dieser Zeit arbeiteten im Kloster 6 Franziskanerinnen aus Olpe.
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Schule und Krankenhaus war dieses Gebäude, das früher ungefähr dort stand, wo sich heute die Einfahrt zum Knappschaftskrankenhaus Bardenberg befindet. Zunächst - 1868 als „Bauersches Anwesen“ für 5000 Taler erworben - diente es der Wurmknappschaft als Krankenhaus, mit zunächst 28, später 40 Betten.
Bereits seit 1867 gab es in Bardenberg die erste Bergschule des Wurmreviers. Diese Schule zog 1871 in das als Krankenhaus schon genutzte Gebäude um. Die Ausbildung an dieser Schule dauerte drei Jahre.
Lesen wir, was die Zeitung am 8. Mai 1901 schrieb:
„Bardenberg, 7. Mai. In der vorigen Woche begann in der hiesigen Bergschule ein neuer Kursus, in welchem die jungen Leute als Steiger ausgebildet werden. Sie arbeiten während dieser Zeit abwechselnd einen Tag praktisch in der Grube, während sie an den folgenden Tag hier Unterricht haben. Der Kursus zählt 30 Schüler, welche den Zechen des Eschweiler Bergwerkvereins, der Vereinigungsgesellschaft und der Zeche Nordstern angehören. Sehr schön ist dabei die Einrichtung, dass sie auch an den tagen, wo sie nicht auf der Zeche arbeiten, doch einen Teils des Lohnes erhalten.“
Das Bild zeigt Schüler dieser Bergschule und in der vorderen Reihe rechts den Knappschaftsdirektor Franz Rudolf Roß, Lehrer für Grubenrechnungswesen an der Bergschule und von 1888 bis 1925 Mitglied des Rates der Gemeinde Bardenberg.
Seite 92 - Kreiskrankenhaus - heute Rhein-Maas - Kilinikum -
Karte1919 fasste der Kreistag die Entscheidung, in Würselen, Mauerfeldchen, ein Isolierkrankenhaus zu bauen. Als das Gebäude dann 1922 fertig war, wurde dort das Säuglings- und Kleinkinderheim des Kreises eingerichtet. Ein „Kreiskrankenhaus“, wie die abgebildete Ansichtskarte Anfang der zwanziger Jahre etwas vorschnell verkündete, wurde erst 1967 in Betrieb genommen, allerdings nur einen Steinwurf entfernt, das Kreiskrankenhaus Marienhöhe in Mauerfeldchen.
Das Säuglingsheim diente nach dem Krieg als „Landwirtschaftliche Kreisberufsschule“, beherbergte zeitweise die Kreisbildstelle und ist derzeit Sitz des Veterinäramtes.
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Seit wann gibt es eigentlich Schulen?
Seit wann gibt es in Würselen Schulen, seit wann Schulpflicht? Wann und wo sind die ersten Schulen unserer Stadt erbaut worden? Diese und andere Fragen weisen zurück ins 18. Jahrhundert.
Der Aachener Stadtschulrat Peter Kremer wusste 1924 zu berichten, dass noch früher, also im 17. Jahrhundert und bis ins 18. hinein, „auf dem Lande“ der Unterricht meist in der Hand von Leuten lag, welche die Unterweisung der Jugend als Nebenverdienst betrieben.
Aachener Reich
Für Würselens Dörfer wird wohl gegolten haben, was für alle Ortschaften des Aachener Reiches bestimmend war; das Aufsichtsrecht über die Schulen hatte der Scholaster, ein Mitglied des Marienstiftes, wenn auch der Aachener Rat zunehmend Einfluss auf das Schulwesen nahm.
Es bleibt fraglich, wie viele Würselener Schüler zum Beispiel die 1744 erschienene Schulfibel des Aachener Stadtschul- und Rechenmeisters Johannes Schmidts in die Hände genommen haben, die den Titel „Neu Regulmäßiges A.B.C . oder Ortographisches Alphabethum“ trug.
In Broich ist ein Lehrer namens Franz Josef Scherberich erwähnt, der gleichzeitig Küster war. Auch in den anderen Ortschaften im Aachener Reich wird es ähnlich gewesen sein, dass Nebenberufler oder Geistliche den Unterricht erteilten, der sich meist auf Rechnen, Lesen, Schreiben und Religion beschränkte.
Das napoleonische Unterrichtsgesetz
Mit der französischen Revolution und der daraus resultierenden Zugehörigkeit des Rheinlandes zu Frankreich änderte sich die Situation, jedoch nicht zum Besseren.
Schulrat Kremer in seinem oben erwähnten Aufsatz:
„Die französische Schulpolitik verfolgte mehr politische Ziele, beseitigte die geistliche und forderte die weltliche Schulaufsicht, die allerdings kaum gehandhabt wurde. Die Errichtung und Unterhaltung der Volksschulen (Primärschulen) oblag nach dem napoleonischen Unterrichtsgesetz (1802) den Gemeinden, die jedoch infolge der schlechten Finanzlage nicht imstande waren, der Schulunterhaltungspflicht nachzukommen“.
Desweiteren gab es Schwierigkeiten - die auch schon früher bestanden - mit den Schulräumen, mit Lehrern, die wegen ihrer niedrigen sozialen Stellung oftmals unzulänglich ausgebildet waren, und durch unregelmäßigen Schulbesuch.
Schulalltag in der Gemeinde Broich
Doch auch nach Abzug der Franzosen und der neuen Zuständigkeit Preußens für die Rheinlande trat keine sofortige Besserung ein, wie ein Auszug aus der Schulchronik des Pfarrers Deboeur zeigt, die um 1816 verfasst wurde:
„In Euchen unterrichtete Herr Prof. Ackermann 6 Schüler in einer sogenannten höheren Schule. In Vorweiden bestand eine evangelische Schule unter einem Lehrer Lentzen, die mehrfach auch von katholischen Kindern besucht wurde. Außerdem existirten noch Winkelschulen (Privatschulen), besonders für den Winter: in Often (heute: Ofden), Euchen, Neusen und Linden. Der Lehrer in Often hütete im Frühling, Sommer und Herbst das liebe Vieh: im Winter versammelte er um sich die Dorfjugend, und genannter Pfarrer bemerkt von ihm, er sei ein Bube von 15 Jahren gewesen. Wahrscheinlich hat man gedacht, der junge Mensch möge leichtlich eine Anzahl Kinder regieren können, da er es ja verstehe, sogar eine ganze Herde Vieh zu führen.
Die sonstigen Winkelschulen wurden von sogenannten Schultanten oder Schulmöhnen gehalten, deren eine in Linden eine Frau Janßen genannt wird. Schule wird täglich gehalten von 9 bis 12 und von 2 bis 5, in der Erntezeit ein Monat Vakanz. Eigentlich gibt es hier kein Schulhaus, sondern in der Wohnung des Küsters, welcher stets Schulmeister war, befindet sich ein ungefähr 20 Fuß langes, 24 Fuß breites und 12 Fuß hohes Zimmer, welches mit Bänken für die Kinder versehen ist, und noch in recht gutem Stande ist. NB. Der Herr Pastor hat nicht gut gemessen, da der Raum um fast die Hälfte kleiner war, wie man leicht noch constatiren kann. Nach dem alten Schlendrian wird Unterricht gegeben im Buchstabiren, Lesen, Schreiben, Katechismus. Disciplin ist fast unbekannt; Geschlechter sind nicht getrennt; die ganze Einteilung besteht darin, daß einige im ABC, andere im Evangelium —andere im Testament - andere endlich im Titel Buche täglich eine Lection aufsagen, und einige Buchstaben oder Wörter nachschreiben.“
Schulbau im 19. Jahrhundert
Erst nach und nach wurden in Bardenberg, Würselen und Broichweiden die notwendigen Schulhäuser gebaut, und gleich mehrfach kann man in der Chronik nachlesen, dass bei Fertigstellung von Klassen oder Schulgebäuden im Grunde erneut Platzmangel herrschte. 1829 wurde das Schul- und Gemeindehaus in Bardenberg errichtet, nachdem bereits 1824 das Schulhaus Weiden fertiggestellt worden war. In Würselen entstanden Schulbauten am Markt (1823), in Grevenberg (1841) und an der Neuhauser Straße (1847), in St. Jobs baute man 1854, in Linden Neusen 1856 eine Schule. Später schuf man andere Schulsysteme, etwa ab 1881 die Höhere Knabenschule, ab 1920 eine Hilfsschule, wie man früher die Sonderschule bezeichnete. Viele Schulgebäude aus dem letzten Jahrhundert sucht man im Stadtbild heute vergebens, zu viel hat der 2. Weltkrieg zerstört.
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Im Mai 1881 wurde in der Morsbacher Straße die Höhere Knabenschule eröffnet, zunächst mit 34 Schülern. Der Verwaltungsbericht des Landkreises Aachen aus dem Jahr 1899 besagt: „Von Höheren Schulen sind im Kreise vorhanden ein Progymnasium zu Eschweiler, Höhere Knabenschulen zu Stolberg, Herzogenrath und Grevenberg“. Anfang der zwanziger Jahre wurde die Schule durch Ministererlaß als Progymnasium i. E. (in Entwicklung) anerkannt. Der Dezernent des Provinzialschulkollegiums führte dann 1924 eine Revision durch sowie eine Abschlussprüfung der Untersecunda, und so erfolgte am 28. 4. 1924 die endgültige Anerkennung. Zu dieser Zeit hatte die Schule 170 Schüler, davon 52 Sextaner.
Das Progymnasium wurde 1928 aufgehoben, weil die Stadt der schlechten Wirtschaftslage wegen die erforderlichen Zuschüsse nicht mehr leisten konnte.
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KarteAm 1. April 1912 wurde die Volksschule Lehnstraße bezogen. Durch den zwei Jahre später ausbrechenden Krieg bedingt, wurde sie zeitweise als Lazarett benutzt. Heute beherbergt sie die Gemeinschaftshauptschule Würselen—Lehnstraße (Aufnahme 1921).
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KarteIm Jahre 1890 wurde die Schule an der Friedrichstraße errichtet. Zusammen mit den Schulen Markt (1823) und Neuhauser Straße (1847) standen somit drei Schulen im Dorf Würselen zur Verfügung. Das Bild zeigt die Schule Friedrichstraße um 1920
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Das Gebäude der Schule Kreuzstraße um 1920. Diese Schule stand seit 1903 zur Verfügung und wurde bis 1931 genutzt. Im Krieg zerstört, fehlt sie heute im Stadtbild.
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Schule St. Jobs; mit dem Bau der Schule war 1854 begonnen worden, und an der Finanzierung beteiligte sich auch die Gemeinde Broich „nach Maßgabe der die Weidener Schule besuchenden Kinder aus Vorweiden“, wie es in der Gemeindechronik heißt.
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