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Die Entwicklung der Postverhältnisse
Bis zur zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden Briefe nicht etwa in die Häuser zugestellt, sondern in Briefsammlungsstellen hinterlegt. Eine derartige Stelle wurde 1823 für die Gemeinde Würselen in der Wirtschaft Krings in Grevenberg eingerichtet. Diese Gaststätte trägt übrigens noch heute den Namen „Kringshäuschen“.
Dort legte der Briefträger, aus Aachen kommend, die für Würselen bestimmte Post nieder und nahm Postsendungen, die dort zur Weiterbeförderung abgegeben worden waren, mit.
Zweimal wöchentlich, mittwochs und samstags, war dies der Fall. Schenkwirt Krings behielt die Briefsammlungsstelle auch, als später die Postsendungen den Empfängern zugestellt wurden.
Grevenberg und Vorweiden
Grevenberg und Vorweiden waren zu dieser Zeit Postbezirke. Zu Grevenberg zählten Orte, Wohnplätze und Höfe wie Morsbach, Schweilbach, Scherberg, Kaisersruh, Neuhaus, Birk, Grindel, Bardenberg, Adamsmühle etc. Zum Bezirk Vorweiden gehörten die Broicher und Weidener Dörfer sowie Elchenrath, Bissen, Würselen, Driesch und Oppen.
Bei solch großen Bezirken fragt man sich, wie der Briefträger die Zustellung schaffte. Aus der Überlieferung wissen wir, dass der Postbote in die Schulen ging und den Kindern die für die Eltern, Nachbarn usw. bestimmten Briefe mitgab.
Im Jahr 1865 stellte Bürgermeister Quadflieg bei der Behörde für die Gemeinde Würselen den Antrag auf Errichtung einer Postagentur, da zwei neue Gruben, Teut und Königsgrube, in Betrieb genommen worden seien. Dieser Antrag wurde zunächst abgelehnt.
Postagentur Grevenberg
Am 16. Februar 1872 war es dann doch so weit. Grevenberg wurde offiziell Postagentur, die Bezirke wurden neu eingeteilt, und Elchenrath, Bissen, Würselen, Oppen und Driesch wurden der Grevenberger Agentur zugeteilt, neben den Orten, die schon früher dazu zählten.
Erster Postagent war der Wachslichtfabrikant Franz Schefer aus Elchenrath, die Agentur befand sich im Hause Aachener Straße 14.
1878 erhielt Grevenberg eine Telegrafenbetriebsstelle. 1879 übernahm der Landbriefträger Deutz aus Aachen die Agentur, damals im Gemündschen Haus (jetzt Krefelder Straße 2).
Schon 1881 folgte ein erneuter Wechsel zu Johann Josef Krings (Kringshäuschen), dann 1887 zu Gastwirt Josef Göttgens (heute Parkhotel).
Postagentur Würselen
Das Geschäft wurde immer lebhafter, vor allem nach der Eröffnung der Bahnlinie Aachen -Jülich 1882 war die Arbeit in Grevenberg alleine kaum noch durchführbar.
Zur Entlastung richtete man daher am 1. März 1886 in Würselen eine Postagentur ein, zunächst im Hause des Gastwirts Johann Bükken (Markt 3), ab 1888 beim Gastwirt Nikolaus Cornely, Markt 8. Zum Zustellbereich gehörten zunächst Würselen und Driesch, ab 1890 auch Bissen, Haal und Oppen.
Das Postamt in Vorweiden wurde als Überweisungspostanstalt für Würselen bestimmt, und 1887 erhielt die Agentur auch den Telegrafenbetrieb.
Grevenberg und Würselen werden Postamt
Mitte 1889 wurde die Agentur Grevenberg in ein Postamt umgewandelt, Vorsteher war Postverwalter Holz. Das Amt wurde nacheinander in den Häusern Aachener Straße 10 (jetzt Brepols), Kaiserstraße 132 (jetzt Posthotel) und Morsbacher Straße 13 (nachher Progymnasium) untergebracht.
1895 wurde dann auch Würselen Postamt, zunächst noch bei Cornely, dann in der Gaststätte Lennartz (jetzt Neuhauser Straße 5). Postverwalter war zunächst Herr Hoever (1895 bis 1897), später Herr Heinen (1897 bis 1922).
Nur noch ein Postamt, Telefon und Rundfunk
Zwei Postämter im Abstand von nur ca. einem Kilometer, das wurde der Reichspost zu viel, und es wurde beschlossen, das Postamt Grevenberg aufzulösen und die Dienste in Würselen zu koppeln. Am 1. Oktober 1901 wurde ein neues Postamt eingerichtet, und zwar in dem vom Bauunternehmer Josef Kahlen (Kaiserstraße 43) errichteten Mietpostgebäude.
1905 wurde die Fernsprech-Vermittlungsstelle Würselen mit zunächst 6 Teilnehmern in Betrieb genommen, 1910 waren es erst 34 Teilnehmer. 1914 wird die Errichtung eines Postamtes in Bardenberg abgelehnt.
Im Juni 1928 schließlich wird das neue und größere Postamt am Lindenplatz bezogen, das auch heute noch in Funktion ist. Gleichzeitig wurde der Handbetrieb beim Fernsprechdienst durch den Wählbetrieb ersetzt. Immerhin gab es zu diesem Zeitpunkt bereits ca. 300 Teilnehmer.
Zum Ortsbereich Würselen zählen 1928 die Orte Bardenberg, Birk, Broich, Esel, Euchen, Haarenheidchen, Linden, Neusen, Merzbrück, Verlautenheide, Vorweiden und Weiden.
Das Postamt unterhielt auch eine Rundfunk-Entstörungsstelle. Waren es 1925 nur 21 Rundfunkteilnehmer, so kletterte die Zahl im Jahre 1932 auf über 1000 Teilnehmer. Vorsteher des Postamtes war seit 1922 Herr Kreutz.
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KarteAm 9. Juni 1928 konnte das neue Postgebäude am Lindenplatz bezogen werden. Die Stadt hatte das Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Gebäude dient auch heute noch seinem damaligen Zweck.
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KarteDer Bau der Eisenbahnstrecke Würselen - Kohlscheid machte ein Brückenbauwerk erforderlich. An Teuterhof errichtete man 1891 den Viadukt, dessen Entstehung man hier sieht. 1892 wurde die Brücke fertig.
Seite 116 - oberes Bild -
KarteDie Eisenbahnbrücke an Teuterhof wurde keine 100 Jahre alt. 1892 in Betrieb genommen, erfolgte im Januar 1967 die Sprengung. Der Viadukt war im Weg, als die Wurmbrücke und die Straße verbreitert werden sollten.
Seite 116 - unteres Bild - Die Kartenposition ist eine grobe Annahme. -
KarteWürselens Nordbahnhof an der Grube Gouley. Mit der Schließung der Zeche verlor er seine Bedeutung. Das Bild entstand 1962. Die Gebäude wurden abgerissen.
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KarteWürselens Bahnhof um 1920 und ein Ausschnitt aus einem Fahrplan von 1909. Die Endstation Aachen - Nord hieß früher Aachen Cölntor (Repro: W. Wennmacher).
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KarteWürselens Bahnbeamte vor einer Lokomotive im Würselener „Hauptbahnhof“, aufgenommen Anfang der dreißiger Jahre.
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Am 30. Mai 1980 fuhr der letzte Schienenbus von Aachen-Nord nach Jülich und zurück. Die Bahnstrecke wurde stillgelegt.
Die Strecke Aachen - Würselen Mariagrube - Hoengen war 1875 gebaut worden, die Verlängerung Hoengen - Jülich 1882.Markt mit Kirche St. Sebastian um 1920.
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